properly? how to bloom
ein werk
2.1. die Einzelteile
Installation: TrippTrapp (Kindersessel), Plastik, Wasser, Pflanzenuntersetzer
aus Ton, Thermostat, Smartphone, Video
Ein vakuumverpackter Kindersessel mit zwei horizontalen Flächen. Milchig
weißes Plastik schmiegt sich an die produkttypische Z-Form.
Mit den zwei verstellbaren Sitzflächen ist der „TrippTrapp“ ein Sessel, der,
laut Werbeslogan, mitwächst. Konkret zu sehen ist ein schon benützter Kindersessel.
Der glänzende Holzlack ist teilweise verschwunden und das rohe
Holz sichtbar. Bemerkt wird dies jedoch erst auf den zweiten Blick, denn das
milchige Plastik, das den Kindersessel einschweißt, ist wohl das Hauptaugenmerk
dieses Objektes. Der abgenutzte Sessel bekommt somit ein neues Erscheinungsbild.
Auf dem Sitzbrett des Kindersessels befindet sich ein in die Kunststoffhülle
mit eingeschlossener Blumentopfuntersetzer aus hellem Ton. Rechts positioniert
saugt sich das Plastik an die kreisrunde Form und schafft so eine überspannte
Vertiefung, in der sich Wasser sammelt. Der Untersetzer sammelt
das Wasser also, ohne jemals wirklich in Berührung mit ihm zu kommen. Die
Dreiecksform des Sessels wird durch den kreisrunden Umriss des Untersetzers
konterkariert, welcher sich durch das Plastik durchzeichnet.
An der Wand hängt ein blassgrauer Thermostat der Marke Honeywell Cm907
mit defektem Display. Das Display zeigt entweder nichts oder nur bruchstückhaft
Temperatur und Befehle. Der Sichtschutz ist hochgeklappt, und lässt der/
dem Rezipient*in freie Sicht auf das gesamte Bedienungsfeld des Thermostats.
„Pfeil hinauf“, „Pfeil hinunter“, „i für Information“, „ok“, und ein Mond für
„Nachtmodus“ - um nur ein paar der verfügbaren Tasten zu nennen.
Ähnlich unauffällig positioniert ist ein Smartphone. Circa 30 cm über dem Boden
platziert, ist es hauptsächlich der Ton, der die Aufmerksamkeit auf den
kleinen Bildschirm zieht. Ein Video erklärt, wie ein Thermostat ausgewechselt,
geöffnet sowie getrocknet und wieder zusammengefügt werden kann.
2.2. untertitel how to Bloom
Titel und Untertitel des Werkes interagieren. Der Titel hinterfragt die Korrektheit
der Handlungsanleitung how to bloom. Blüht es denn properly? Was genau
„proper“ ist oder nicht bleibt vorerst ungelöst. Also betrachten wir den
Untertitel.
„how to…“ - Handlungsanweisungen, Tutorials, DIY–Videos, - Es gibt zu nahezu
Allem Ratgeber und Hilfestellungen. Das zur Installation gehörende YouTube
-Video erklärt in genau dieser Art und Weise Schritt für Schritt wie man den
Thermostat abnimmt, öffnet, auseinanderbaut und dann mithilfe von Kluppen
über einem Toaster trocknen kann. Wobei es sich hierbei nicht um eines
der professionellsten Tutorials handelt – dem Menschen im Video fallen
nicht alle Schritte leicht und die Handhabung der Klammern über dem Toaster
wirkt eher gefährlich als professionell.
Das Video ist ein „how to“- Video, erklärt es doch in einfachen Worten und Bildern
eine Handlung, so dass diese hoffentlich jeder/m Zuschauer*in gelingen
wird. Es impliziert das Fehlen dieses Wissens sowie den Drang, dieses Wissen
nachzuholen. Wie lässt sich mein Thermostat reparieren? Beziehungsweise
wie kann ich selbst mein Thermostat wieder funktionstüchtig machen?
Der Untertitel how to bloom erinnert an den Titel eines Ratgebers. Wie blüht
man auf? Was soll ich mit diesem mit Wasser gefüllten Untersetzer machen?
Mit dem vakuumverpackten Sessel? Kann man die Gesamtheit der Installation
als verbildlichte Handlungsanweisung für die/den Rezipient*in verstehen?
Ein Sessel, zwar benutzt, aber ohne Kind und nicht mehr in Gebrauch; der
Topfuntersetzer, zwar mit Wasser gefüllt, aber ohne Pflanze, die aufblühen
könnte. Ein kaputter Thermostat mit Lösungsvorschlag, aber dieser noch
nicht umgesetzt. Der eigentliche Titel des Werkes hinterfragt die Korrektheit
der Handlungsanleitung. How to bloom – aber blüht es properly?
2.3. einfache gedanken zum titel
„Mich interessiert es einen Gedanken so weit zu zuspitzen, dass darin etwas nicht
mehr funktioniert. Um an einen neuen Punkt zu gelangen, möchte ich etwas zum Einsturz
bringen das ich mir vorher gedanklich eingerichtet hatte. Mir geht es darum
Gedanken ineinander zu verkanten.“ (Veil, 2018)
In diesem Kapitel geht es hauptsächlich um den Begriff und die Bedeutung
von „properly“. Diese hier erläuterten Unterscheidungen und versuchte Definitionen
sind wohl die Hauptinteressen, nicht nur dieses Werkes, sondern
meines generellen Kunstschaffens.
“Properly” bedeutet laut Cambridge Dictionary: “correctly, or in a satisfactory
way”. Etwas kann also korrekt oder zufriedenstellend sein, wobei diese
beiden Aspekte unter „properly“ zusammengefasst werden können. Das ist
eine der wichtigsten Unterscheidungen, denn korrekt und zufriedenstellend
haben hier unterschiedliche Bedeutungen. Dieser Unterschied ist auch ein
zentrales Element in meiner Arbeit. Klar ist auch: Überdies kann alles auch
„nicht properly“ sein, eine dritte Bedeutungsebene also.
Als bildhaftes Beispiel für diese Bedeutungsebenen kann diese einfache mathematische
Gleichung verwendet werden:
1 = 1
ist eine korrekte Aussage und damit auch „properly“.
1 + 0 = 1 und 1 x 1 = 1
sind zufriedenstellende Aussagen. Dadurch sind diese ebenfalls „properly“.
Als nicht „properly“ könnten wir
1 + 1 = 1
verwenden.
Bei der Zweideutigkeit von „properly“ interessiert uns vor allem die Definition
des Zufriedenstellens. (synonym mit zufriedenstellend wird in dieser Arbeit
auch befriedigend verwendet, da das Englische „in a satisfactory way“ leider
nicht ganz exakt übersetzt werden kann.)
Dass etwas korrekt sein kann ist (mathematisch) schwer zu bestreiten, genauso
wenig, dass etwas (mathematisch) falsch sein kann. Doch wie sieht es eben
mit etwas Befriedigendem aus? Ist dies eine real existierende Möglichkeit?
Gibt es denn einen Weg, der befriedigt? Als ein zweiter Weg neben dem korrektem
und der sich nicht vergleichbar zu fehlerhaft bewegt? Gesucht ist also
eine Eigenschaft, die ohne Korrektheit dennoch zufriedenstellend ist. Oder
in anderen Worten: eine nicht falsche und nicht richtige Ausführung, die zu
einem „proper“ Ergebnis führt, welches befriedigt.
Wie vorhin schon verwendet ist dies in der Mathematik relativ einfach: Null
addieren oder Eins multiplizieren und man verändert die Formel, ohne das
„proper“ Ergebnis zu verändern.
-1 = (-1) 1 = (-1) ((-1) (-1)-1)
= ((-1) (-1)) (-1)-1 = (-1) -1
Mit diesem Beispiel sollte nochmals ausgedrückt werden, dass ich versuche
mich parallel, beziehungsweise mathematisch ausgedrückt „windschief“, zu
dem Begriff der Fehlerhaftigkeit zu bewegen. Denn durch das Rechnen mit 0
bzw. 1 wird die Gleichung nicht fehlerhaft, dennoch kann man durch die oben
genannte Gleichstellung zu einer (mathematisch) produktiven Veränderung
kommen. Einen an sich korrekt ausgeführten Vorgang zu verändern, ohne diesem
Fehler zu zu zuweisen, ist eine sehr faszinierende Vorstellung.
Hamilton überlegt in seinem Artikel „The Aesthetics of Imperfection“ parallel
zu mir eine ähnliche Fragestellung in der Musik – Kann man die Fehler, die
während dem Improvisieren passieren, nicht anders interpretieren? Sodass
diese keine Fehler sind, sondern nur produktive Unvollkommenheit, die es
einem ermöglicht zu einem neuen Ergebnis zu kommen? Auch er kommt zu
dem Schluss, dass ja, es gibt eine Art und Weise zu arbeiten, die befriedigt –
ohne die Begriffe fehlerfrei und fehlerhaft zu berühren. (Hamilton, 2020)
“But one should first note the ‘imperfection’ is not the opposite of ‘perfection’. It is
like misremembering or misunderstanding – which […] involve remembering or understanding,
and so are not cases simply of not remembering or understanding.” (Hamilton,
2020)
Zu erwähnen ist hierbei auch, dass die Betonung, wie schon „properly“ als
Adverb impliziert, auf der Tätigkeit liegt. Es geht mir hierbei nicht um eine
objektimmanente Eigenschaft, sondern um die Art und Weise diese zu verändern.
„properly“ kann als Arbeitshaltung verstanden werden.
Anders als in der Mathematik gibt es in der Kunst keine so klaren Beispiele wie
man „properly“ arbeiten kann, sodass die Endaussage eines Werkes zufriedenstellend
ist. Das Scheitern dabei kann wohl produktiv sein und ist in der
Kunst manchmal unabdinglich.
“It must also be stressed that individual performers lie on a continuum between perfection
and imperfection. These attitudes of perfection and imperfection are neither
correct nor incorrect...” (Hamilton, 2020)
Die Suche nach dem Vorgang, der weder korrekt noch inkorrekt ist, versuche
ich auch in meinen Kunstwerken umzusetzen.
3. Berührungen
3.1. zeitlichkeit und schichtungen
properly? beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema der Zeitlichkeit. Jedes
der gezeigten Dinge impliziert eine vorhergegangene oder nachfolgende
Aktivität/Bewegung: Leeren von Wasser, Auseinandernehmen des Thermostats,
oder repetitives Sitzen und Heranwachsen.
„Zeit ist kein Gegenstand der sinnlich erfahrbaren Welt. […] Wir geben Hinweise über
unseren Gemütszustand der Langeweile, wenn ein Zug einfach nicht kommen will. Wir
können aber nicht auf einen Gegenstand deuten, der unserem Zeiturteil entspricht. Es
gibt keinen Zeitsinn von der Art, wie es zum Beispiel einen Seh- oder Gehörsinn gibt.
[…] Zeit aber ist eine Konstruktion.“ (Wittman, 2000)
Zeitliche Erfahrung ist also in erster Linie eine Konstruktion, die nicht leicht
zu fassen ist. Die menschliche Zeitlichkeit ist anders als die der monoton vergehenden
Uhr. Wie wir was und wo mit wem machen, verändert die Zeitlichkeit
der Aktivitäten (Wittman, 2000). Interessant könnte also vor allem die
menschliche Empfindung von Zeitlichkeit sein.
Mit der Verwendung von Zwischenräumen wird des Öfteren in der Kunst versucht
etwas zu erfassen, ohne es wirklich darzustellen, beispielsweise den
Abstand zwischen den Blättern einer Zimmerpflanze, um diese zu skizzieren
(Ammann, 1995). Diesem Prinzip folgend versucht auch properly? zu umreißen,
um darzustellen. Die Bewegungen und somit das zeitliche Dauern werden
durch das Darstellen, Verändern und Arrangieren der verwendeten Dinge
ebenso umrissen wie die Pflanze bei Koch. Auch die nicht existente aufblühende
Pflanze bei properly? wird, wenn überhaupt, nur sehr zart durch den
Blumentopf skizziert.
Denn wenn […] die Zwischenräume seiner Finger und jene Räume zwischen den Blättern
seiner Zimmerpflanze Clivia plastisch erforscht [werden], so [ist] dies im Sinne der
Verräumlichung einer Zeitspur.“ (Ammann, 1995)
„Aufblühen“ im Untertitel how to bloom ist nichts anderes als die Beschreibung
des zeitlichen Ablaufes einer Pflanze - von der Knospe bis zur vollen Blüte.
how to bloom versucht unter anderem mit dieser Assoziation des zeitlichen
Heranwachsens zu spielen. Denn der Kindersessel, der je nach Altersstufe verstellbar
ist, zeichnet ebenfalls jeweils eine Momentaufnahme eines zeitlichen
Ablaufs, vom Baby übers Kleinkind zum Erwachsenen. Selbst der Blumentopfuntersetzer
spielt subtil in diese Erzählung des pflanzlichen Heranwachsens
hinein, doch nicht ohne dessen Richtigkeit zu hinterfragen.
Das an sich lineare Verständnis vom Aufwachsen und Altern wird nämlich gebrochen,
sodass der Räumlichkeit der zeitlichen Erfahrung mehr Platz zuteilwird.
So ist beispielsweise dieVerpackung des abgenutzten Sessels, als auch
der mit Wasser gefüllte Blumentopfuntersetzer nicht mehr einer klaren vergangenen
oder zukünftigen Abfolge des Aufblühens zuzuordnen.
„Es gibt nicht die eine lineare Temporalität, es gibt nur Temporalitäten, verschieden
Zeitlichkeiten zwischen Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft und Räumen, die sich begegnen,
überlagern, verschieben.“ (Hoffmann, 2020)
Auch der Prozess des Kaputtwerdens sowie Reparierens ist nichts anderes als
eine Verbildlichung von Zeitlichkeit. Den Thermostat als kaputt zu bezeichnen
impliziert auch, dass dieser einmal einwandfrei funktionierte, sowie dass er
nach Anwendung des Tutorials wieder funktionieren könnte.
„Es ist ein Charakteristikum [des] Zeitbegriffs, dass er zugleich gefüllt und nicht existent
ist. Das heißt, die Zeit steht, während sie gleichzeitig geht.“ (Jocks, 2000)
Dieser sowohl leere als auch gefüllte Zeitbegriff ist ebenso bei Betrachtung
des Videos zu finden: eine in die Unendlichkeit wiederholte und somit eigentlich
erstarrte Abfolge von Fehlerhaftigkeit und Fehlerlosigkeit. Ein kaputter
Thermostat wird aus der Wand genommen, geöffnet, getrocknet wieder zusammengesetzt
und an die Wand gehängt, nur um sofort wieder abgenommen,
geöffnet und repariert zu werden. Es könnte behauptet werden, dass
der Thermostat im Video weder funktioniert noch nicht funktioniert. Übereinandergeschichtet
zeigen die einzelnen Frames des Videos also eine plurale
Zeitlichkeit.
Wenn man versucht Zeitlichkeit räumlich darzustellen kommt schnell der
Begriff der Schichtungen zutage. Mit dem Übereinanderschichten wird ironischerweise
versucht, einer zeitlichen Hierarchie entgegen zu wirken. Durchscheinen,
überdecken, teilweises übermalen und wieder abkratzen, all dies
kann auch im Kontext von zeitlicher Erfahrung verstanden werden.
„[die Erinnerung] kommt ungerufen unter besonderen Umständen. Schicht für Schicht
lagert sich eine Beschriftung über die andere im geheimnisvollen Palimpsest des
menschlichen Geistes […]“ (Assmann, 1991)
Diesfalls im wortwörtlichen Sinne geschichtet ist der Sessel. Angefangen mit
mehreren Schichten aus Holz, weiter zum Klarlack, über den auf das Holz gestelltem
Untersetzer, das alles umschließende Plastik und das auf dem Plastik
stehende Wasser. Hier ist Schicht für Schicht vorsichtig übereinander gelegt
worden.
„The principle of wrapping, covering, and concealing (yet not entirely disguising) allowed
for surprising versatility. Works […] might be clad in semi-transparent materials
instead of (or in addition to) opaque fabric. Objects might be only partially masked; or,
of course, they might be entirely enveloped so that the content was neither visible nor
recognizable. For the principle at stake in this process, witless to hostile critics and enchanting
in the eyes of Christo’s supporters, David Bourdon found the perfect formula
[…]: ‘revealation through concealment’”. (Baal-Teshuva, 2001)
So wie Christo und Jean-Claude mit ihren Übereinander-Schichtungen von
beispielsweise Reichstag und Stoff, etwas offenbaren möchten, wird auch in
meinem Werk mit Schichten auf mehreren Ebenen gearbeitet.
3.2. displacement und entfunktionalisierung
„So wie wir den Raum wie eine Landschaft sehen können, die vor uns ausgebreitet ist,
können wir auch die Zeit […] wie ein Bild sehen, das zeitlos vor uns liegt.“ (Davis, 1996)
Bei properly? wurde versucht Zeitlichkeit zu schichten. Durch ein subtiles
Arrangement von Thermostat, TrippTrapp, Kunststoff, Wasser, Smartphone
und Topfuntersetzer wird der Ausstellungsaum minimalst gefüllt. Nur der
TrippTrapp mit dem mit Wasser gefüllten Untersetzer steht mittig platziert
im Raum 204. Das in die Wand eingefügte Smartphone ist bewußt niedrig
platziert. Hätte es keinen Sound, wäre es leicht zu übersehen. D Charakter
des Beiläufigen ist vor allem beim Thermostat gezielt eingesetztes Stilmittel,
prädestiniert für eineNichtwahrnehmung.
„…installation artworks […] have two kinds of meaning-bearing properties: display
(arrangement of objects in a space) and site – responsiveness (the property of being
shaped by the space in which they are presented).” (Deprez, 2020)
Obwohl nicht ortspezifisch, versucht properly? produktiv mit dem Raum zu
arbeiten, indem es den Thermostat unauffällig und das Smartphone auf einer
ungemütlichen Höhe platziert. Auch existiert hier die Frage, ob das Thermostat
denn wirklich funktionieren könnte, würde man es reparieren. Ist es
überhaupt ans Heizungssystem angeschlossen? Zusätzlich werden Objekte
absichtlich falsch platziert, ein Blumentopfuntersetzer auf einem Kindersessel
ist wohl nicht die gängigste Benützung, weder für den Sessel noch für den
Untersetzer.
Ein Smartphone, mit dem Zwang sich hinknien zu müssen, um dem Video zu
folgen, lässt wieder die Frage der Verwendung aufkommen. Eigentlich bedeutungsschweres
Symbol der Medienzeit wird das Handy in diesem Kunstwerk
rein auf seine Materialität zurückgeworfen und ist simpler Überträger eines
Bildinhaltes.
Grundsätzlich sind aber alle Objekte in gewisser Hinsicht noch benutzbar, beziehungsweise
nicht ganz ihrer Funktion beraubt. Das Plastik nimmt nichts
an der grundsätzlichen Benutzbarkeit weg. Der Sessel ist nun eben eingeschweißt
und der Untersetzer sammelt das Wasser dennoch. Einzeln halbwegs
funktionierend werden die Objekte durch ihr Arrangement als Gesamtbild
dysfunktional.
4. schlussendlich
Die Installation ist als Versuch zu verstehen, die befriedigende Variante des
Begriffs „properly“ zu finden, nicht korrekt, aber keineswegs falsch oder defekt.
Die zusammengeführten Objekte könnten somit auf einer abstrakteren
Ebene auch Verbildlichungen eben dieser Befriedigung sein. Weder funktionierend
noch kaputt, öffnen sie sich hin zur dritten Variante – einer produktiven
Veränderung ohne Fehlerzuweisung. Es liegt in der Natur der Sache,
dass dieses Dazwischen schwer einzufangen ist und daher die Antwort nicht
endgültig sein kann.
Daher will properly? hauptsächlich hinterfragen. Das Werk behauptet Handlungsanweisung
zu sein, durch Schichtungen eine Zeitlichkeit abzubilden,
auch wenn es sich selbst nicht sicher darin ist. Angefangen von der scheinbaren
Zufälligkeit der Objekte, deren minimaler Veränderungen bis hin zum (Unter)
Titel und der Materialauswahl untergräbt die Subtilität den Ratgeber-Charakter
und lässt Betrachter in der fragilen Komposition der Dinge neugierig
zurück.
Text by Lola Pfeifer
verweise
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Verlag.
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Hoffmann, A. (Mai 2020). Du sagst, ich wiederhole mich. Zeitlichkeitslogiken
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Siken, R. (2005). Crush. New Haven & London: Yale University Press.
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